Ruine Kempe
Die an der Mulde, nahe der Ortschaft Mahlitzsch, liegende Ruine des ehemaligen Flucht- und Wohnturmes zählt zu den ältesten nichtkirchlichen Bauwerken im Landkreis Döbeln. Die frühe Geschichte der Burgruine ist noch durch eine Urkunde aus dem Jahre 1220 belegt, in der hervorgeht, daß die Burg das Stammhaus der adligen Familie "von Mals" war. Der im 12. Jahrhundert errichtete Bau war lange dem Verfall preisgegeben, so daß man jetzt nur noch erahnen kann, wie groß die Anlage mit Keller-, Mittel- und Obergeschoß einst war. Möglicherweise bildete die heutige Ruine, die sich auf einem 10 Meter hohen Schieferfelsen erhebt und ursprünglich durch einen heute verschütteten Graben auf der Nord- und Ostseite vom angrenzenden Terrain getrennt war, den Kern eines ausgedehnten Burg- und Wohnbereichs. Die Burg war ursprünglich nur über eine hoch gelegene Türöffnung ins erste Obergeschoß an der Südostecke zugänglich und verfügte vormals wahrscheinlich über insgesamt drei Geschosse, von denen das untere fensterlos als Verlies diente. Der Zweck der Anlage bestand darin, die Handelswege im Muldetal zu kontrollieren und in unruhigen Zeiten eine sichere Zufluchtstätte zu bilden. Die Burg verfügte über eine unterirdische Wasserleitung und konnte somit auch längeren Belagerungen standhalten. Wie es sich für eine richtige Burg gehört, ranken sich natürlich mehrere Sagen um die Ruine, wobei die Sage von der Kempenjule wohl die schönste, romantischste und tiefgründigste sein dürfte: Einst lebte auf der Kempe ein reicher Ritter. Dieser hatte eine wunderschöne, von vielen jungen Männern begehrte Tochter namens Jule. Eines Tages begab es sich, dass eine Zigeunerin vor der Burg erschien und um ein Almosen für sich und ihre Kinder bat. Der reiche Ritter zeigte sich der hilfsbedürftigen Frau gegenüber sehr hart und liess sie mit Gewalt fortschaffen, ohne ihr die geringste Gabe zu überlassen. Erbost über die Herzlosigkeit und Kälte des Mannes verwandelte die der Zauberei mächtige Frau die anmutige Tochter des Ritters für alle Zeiten in eine abstossende, furchterregende Schlange. Nur eine Chance sollte dem Mädchen bleiben, seinem ewigen Schicksal zu entkommen. Alle hundert Jahre, in der Silvesternacht von einem Jahrhundert zum nächsten, sollte es durch einen Kuss eines mutigen jungen Mannes, wenn er der Schlange genau um Mitternacht begegnet und sich Ihr furchtlos nähert, erlöst werden können. Inzwischen ist es schon viele Jahrhunderte her, dass das Mädchen in eine Schlange verwandelt wurde und viele junge Männer sind gescheitert. Jedesmal, wenn sich die Schlange an einem der jungen Helden hochschlängelte und ihn im fahlen Mondlicht mit ihrer gespaltenen Zunge anzischelte war dieser so erschrocken, dass er fluchtartig den unheimlichen Ort verliess. Die gescheiterten Männer erzählten nur ungern von Ihrem Versagen. Die Schlange aber soll noch heute in dem Burggemäuern existieren. Die Gegend um die Ruine nennt man heute auch die "Kempenjule".      



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